"Es geht darum, unser Healthcare-Geschäft noch globaler auszurichten."

Felix Hess spricht erstmalig über die hohen Investitionen und die daraus folgenden Zukunftspläne von OECHSLER im Bereich Healthcare.

Interview mit Felix Hess, Vice President Sales Healthcare bei OECHSLER

OECHSLER richtet seine Healthcare-Sparte neu aus. Dafür wird ein hoher einstelliger Millionen-Betrag in neue Reinräume investiert. Felix Hess spricht darüber, wo die Herausforderungen liegen und warum OECHSLER den Bereich Medizintechnik für eine sichere Investition in die Zukunft hält.

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Welche Aufgaben hat ein Vice President Sales Healthcare?

Bis 2028 wollen wir bei OECHSLER im Geschäft mit Medizinprodukten die Umsatzschwelle von 100 Mio. Euro überschreiten. Meine Aufgabe ist es, diese Wachstumsoffensive zu koordinieren und unseren Kunden insbesondere in den Produktkategorien Drug Delivery Systems und Diagnostik effiziente Lösungen zu liefern – und zwar weltweit. Es geht darum, unser Healthcare-Geschäft noch globaler auszurichten. Da passt es, dass ich ursprünglich aus der Realisierung und dem Projektmanagement komme und kein „Urvertriebler“ bin.

Wie viel Fachwissen benötigen Sie für Ihren Job?

Eine Menge. Die Kunden stellen spezifische Anforderungen an ihre Produkte und erwarten einwandfreie Funktionalität auch im Hinblick auf das Wohl der Patienten. Unser Job ist es, das in Kunststoff zu übersetzen. Für unsere Kunden sind wir ein Technologiedienstleistungshersteller.

Welche Bereiche umfasst Ihre Dienstleistung?

Den gesamten Produktentstehungsprozess. Vom Konzept bis zum Lifecycle-Management einschließlich dem Werkzeugbau. Wir sind stolz darauf, unseren Kunden mithilfe unserer 3D-Drucker innerhalb kürzester Zeit Modelle für funktionale Tests und erste Studien zur Verfügung zu stellen. Diese Fähigkeit hilft uns, Produktzyklen in einer immer schneller werden- den Welt zu optimieren.

Welche Technologien gehören zu Ihrem Angebot?

Kunststoffspritzgießen, die additive Fertigung, Pulver- spritzgießen und die Montage. Wir bieten ein breites Technologie- und Materialportfolio. Unsere Produkte sind oft eine Kombination aus verschiedenen Werk- stoffen, wie beispielsweise Kunststoff und Metall.

Sie planen, einen hohen einstelligen Millionen- Betrag zu investieren. Welche konkreten Projekte sind geplant?

Die Schwerpunkte unserer Investitionen in die Infrastruktur liegen hierzulande in Ansbach und im mexikanischen Querétaro. Am deutschen Standort entstehen 900 qm Reinraumfläche, davon 700 qm im ISO-7-Standard. In Mexiko sind es 600 qm je zur Hälfte nach ISO 7 und 8. Wir können also im Anschluss Produkte in Reinraumklassen ISO 7 und 8 beziehungs- weise Reinraumklasse C und D der EG-GMP produzieren.

Was findet auf diesen Flächen statt?

Wir stellen zunächst die Infrastruktur. Mit diesem „gut gepackten Technologie-Rucksack“ sind wir dann ideal für Partnerschaften und Kooperationen aufgestellt. Im nächsten Schritt werden wir gemeinsam mit unseren Kunden auf den Reinraumflächen in Neuanlagen investieren.

Ein bestimmtes Produktspektrum werden Sie im Hinterkopf haben …

Wir konzentrieren unser Angebot im Bereich Contract Manufacturing schwerpunktmäßig auf Medizinprodukte der Klassen II a und II b. Das sind zum Beispiel Medikamentenverabreichungssysteme wie Inhalatoren, Diabetestherapiesysteme und tragbare Pumpensysteme. Auch im Bereich Diagnostik sind wir stark. Hier geht es unter anderem um Cuvetten oder Kassetten mit Mikrofluid-Strukturen. Im Grunde genommen alles, was man braucht, um Analysen zu fahren.

Umfasst Ihr Invest lediglich den „leeren Reinraum“, die Infrastruktur – oder steckt noch mehr dahinter?

Wir investieren in insgesamt vier Säulen. Die erste ist der Reinraum. Die zweite Säule ist das Personal: Hier arbeiten wir auch mit Hochschulen zusammen, um die passenden Nachwuchskräfte für uns zu begeistern. Die dritte Säule betrifft Prozesse und Abläufe. Und Punkt vier ist unsere Außendarstellung. Wir möchten im Bereich Healthcare noch besser wahr- genommen werden.

Prozesse und Abläufe - das klingt eher nach interner Organisation ...

Der Werkzeugbau soll digitalisiert werden, außerdem soll die Computertomografie zu unserer Standard-Vermessung in der laufenden Serienproduktion werden. Wir hinterfragen gerade wirklich jeden Prozess. Hierbei unterstützt uns eine Vollzeitkraft als Change-Manager, die insgesamt 48 Arbeitspakete betreut.

Bis 2028 wollen wir bei OECHSLER im Geschäft mit Medizinprodukten die Umsatzschwelle von 100 Mio. Euro überschreiten. Meine Aufgabe ist es, diese Wachstumsoffensive zu koordinieren und unseren Kunden insbesondere in den Produktkategorien Drug Delivery Systems und Diagnostik effiziente Lösungen zu liefern – und zwar weltweit.

Felix Hess
Vice President Sales Healthcare bei OECHSLER

Gebaut auf Vertrauen

Ihr Full-Service Partner für Healthcare

OECHSLER ist ein führender Anbieter von Polymer- und Pulverbasierten Herstellungsprozessen. Die Dienstleistungen für unsere Kunden im Gesundheitswesen basieren auf unserer langjährigen Erfahrung, der Faszination für unsere Produktionstechnologien und unserer Leidenschaft für Innovationen. Das über Jahrzehnte gewachsene Vertrauen unserer Kunden unterstreicht die Zuverlässigkeit und Leistungsfähigkeit von OECHSLER.

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Okay, das klingt nach einem großen Commitment.

Die Motivation für den Ausbau des Medizintechnik- Geschäfts ist bei uns im Haus sehr groß und reicht vom Vorstand bis zu den operativen Mitarbeitern. Wir verfolgen den Ausbau sehr konsequent – ein bisschen Medizin geht nicht.

Sie gehen von großem Wachstum im Bereich der Medikamentenverabreichungssysteme und Diagnostik aus. Wie kommt es dazu?

Der weltweite Bedarf an Medizinprodukten wächst jährlich um 5 %. Gründe dafür sind unter anderem das anhaltende Wachstum der Weltbevölkerung, die höhere Lebenserwartung und ein gestiegener Lebensstandard. Heute gibt es weltweit ca. 380 Mio. Diabetiker, in einigen Jahren werden es rund 500 Mio. sein.

Dann nehmen wir doch einen Autoinjektor für spezielle Medikamente oder Insulin als Produktbeispiel. Erklären Sie uns einen typischen Projektverlauf im Hause OECHSLER.

Ein gutes Beispiel. Autoinjektoren liegen absolut im Trend und sind ein sehr stark regulierter und von Patenten belegter Bereich. Jeder große Pharmazeut setzt hier am liebsten auf sein eigenes System, kauft jedoch auch bei OEMs ein, was mit Lizenz- gebühren verbunden ist. Da gibt es Patente für die Herstellungsprozesse oder Patente auf die Funktionalitäten der Geräte … Unser erster Schritt ist deshalb in der Regel eine Recherche der bereits vorhandenen Patente. Wir klären dann mit und für unseren Kunden, sei es Pharmazeut oder OEM im Falle einer Neuentwicklung, was wir überhaupt bauen dürfen.

Was bringe ich als Kunde mit, wenn Sie so ein System für mich entwickeln?

Es reicht eigentlich die Grundidee. Die Autoinjektoren bestehen immer aus ähnlichen Bauteilen: Es gibt eine Kanüle, hinter der ein Druckknopf sitzt, der von einer starken Feder ausgelöst wird. Wir entwickeln dann ein Konzept wie einen Baukasten, der medikamentenunabhängig ist.

Wie lange dauert es bis zu den ersten Entwürfen?

Bis zu den ersten Vorschlägen ist es ein iterativer Prozess, der einige Wochen dauern kann. Dann werden die ersten Teile für Engineering-Tests gedruckt. Parallel werden CAD-Modelle aufgesetzt, Toleranzanalysen entwickelt und das Ausfallrisiko berechnet.

Wo liegen die größten Herausforderungen bei der Entwicklung?

Der größte Fehler wäre z.B., wenn das Gerät nicht auslöst oder ungenau dosiert. Wir müssen dafür sorgen, dass das System 100 Prozent zuverlässig arbeitet. Außerdem darf der Patient sich nach dem Gebrauch nicht an der Nadel verletzen.

Welche Rolle spielt der Werkzeugbau in der Entstehungsphase?

Im ersten Schritt prüfen wir, wie sich ein bestimmtes Bauteil produzieren lässt. Unsere Ingenieure im Werkzeugbau achten dabei insbesondere auf die Skalierbarkeit. Es ist ein riesiger Unterschied, ob ein Produkt im Anschluss in einer Stückzahl von 400 000 per Hand montiert wird – oder ob voll- automatisiert 40 Mio. Stück gefertigt werden.

Ist Nachhaltigkeit ein Thema für Sie?

Ein sehr wichtiges. Wir denken in verschiedene Richtungen: Zum einen arbeiten wir daran, bei der Produktion CO2 zu reduzieren. An unserem Standort in Mexiko wird über 35 Prozent des Strombedarfs mit Solarenergie abgedeckt. Zum anderen errechnen wir aber auch den CO2-Fußabdruck des Produkts und bieten Beratungsleistungen an, wie das Produkt durch Nutzung nachhaltiger Materialien CO2-optimiert werden kann.

Wie steht es um den Einsatz von Rezyklaten? Ist das überhaupt zulässig im Medical-Bereich?

Sobald kein Kontakt zum Medikament oder zu sensiblen Bereichen des Patienten besteht, diskutieren wir über alternative Materialien. Da gibt es erste Trends. Aber natürlich produzieren wir Einmalprodukte. Wir wollen in der Branche gemeinsam dafür sorgen, dass die Kreislaufströme geschlossen und die Produkte nach der Verwendung recycelt werden.

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